iA


Plädoyer für mehr Licht am Morgen

by bob. Lesezeit: almost 3 minutes.

Da die dunkle Jahreszeit da ist, möchte ich kurz als warnendes Beispiel vorangehen und Euch allen zurufen: Macht verdammt noch mal das Licht an, bevor Ihr morgens das Haus verlasst.

Angefangen haben meine Schicksalhaften Begegnungen mit der Dunkelheit ganz harmlos. Eines Morgens denke ich beim Verlassen der Wohnung «Eine Krawatte wäre irgendwie nicht schlecht.» Und da ich (insbesondere Morgens) eher zum lichtscheuen Gesindel gehöre, wähle ich die Krawatte nach Gefühl in der Dämmerung aus. Im Fahrstuhl nach unten binde ich die Krawatte und bin stolz, dass ich mich nicht selbst stranguliere.

Ein halbes Stündchen später bin ich dann im Büro. Und noch etwas später (so gegen Mittag) treffe ich auf meinen ersten Spiegel und nehme die Krawatte so richtig wahr. Zuerst gratuliere ich mir dazu, einen wunderschönen Knoten und die perfekte Länge ohne Spiegel hinbekommen habe. Als nächstes kommt mir dann aber ein eher unangenehmer Gedanke: «Woher habe ich um Gottes Willen diese Krawatte?» Und die Fragen kommen plötzlich wie aus einem Maschinengewehr: «Wieso habe ich nicht früher mal auf das Dinge geschaut?» «Habe ich irgendwas, wozu diese Krawatte passt?» «Hat irgendwer irgendwas, wozu diese Krawatte passt?» «Könnte bitte ein Amokläufer reinkommen und mich erlösen – auch gerne, indem er mich mit der Krawatte erdrosselt?» «Ist der Stoff geeignet, um damit meine Schuhe zu polieren?»

Wie dem auch sei: Ich nehme die Krawatte ab und verbringe den restlichen Tag in Demut. Aus Sicherheitsgründen habe ich die Krawatte umgehend entsorgt, bevor weiteres Leid entsteht.

Einige Tage drauf stand das Gstaad Alp Social 2013 in – man könnte es fast raten – Gstaad an. Und weil wir unglaubliches Wetterglück haben sollten (20 cm Neuschnee am 11. Oktober), musste noch meine Treckinghose her (die Jeans wird zu leicht nass). Und weil ich direkt vom Büro nach Gstaad fahre, muss ich natürlich morgens im Halbdunkel forschen: Wo zur Hölle ist die Hose? Dort wo sie sein sollte jedenfalls nicht. Irgendwann fällt mir ein, das ich die von der letzten Reise unbenutzt zurückgebracht habe und sie vermutlich auf dem Bügel unter meinem Treckinghemd hängt. Und tatsächlich: Unter dem Hemd ist eine Hose. Also auf damit ins Auto und nach Gstaad.

Am Samstagmorgen dann der beherzte Griff zum Kleiderbügel und die unbändige Freude, unter dem Hemd eine ganz leichte Sommerhose zu finden. Die elende Treckinghose hängt auf einem anderen Bügel unter einem anderen Hemd. Wenigstens werden die Kronjuwelen so frisch gehalten. Das soll ja gut für die Zeugungsfähigkeit sein. Auch wenn das für einen Single kein echter Vorteil ist, soll man ja in allem das Positive sehen.

Das ist zwar schon etwas länger her, aber ich habe es auch schon geschafft, das Haus mit zwei verschiedenen Schuhen zu verlassen (ok, es waren beides schwarze «Dress Shoes», aber der eine hatte eine Ledersohle, der andere eine Gummisohle). Das habe ich auch fast sofort gemerkt – nach drei Stunden!

Wenn ich es mir so recht überlege, ist dies gar kein Plädoyer für mehr Licht am Morgen. Es würde mir nur enorm helfen, wenn wir den Morgen leicht verschieben könnten: So auf 10:30 Uhr.

Und wenn ich noch weiter überlege, ist das weniger ein Problem von Licht und Uhrzeit. Ich bin vermutlich einfach nur peinlich.

Keine Kommentare zu ‘Plädoyer für mehr Licht am Morgen’

Schreiben Sie eine Antwort