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Old News

by bob. Lesezeit: about 2 minutes.

Gleich zur Eröffnung dieses Blogs kann man hier was Gewinnen: Eine Erkenntnis.

Wäre es nicht interessant, statt 200 sehr ähnlichen oder gar gleichen Artikeln und Meinungen über die aktuell durch’s Dorf getriebene Sau zu lesen, mal Old News aufzuarbeiten? Da war doch vor einem Jahr was? Was ist daraus geworden?

Aber fangen wir mal am Anfang an: Ich habe auf Hinweis von Herrn Schinka (Twitter: @ReinhardSchinka) einen Artikel von Sibylle Berg (Twitter: @SibylleBerg) im Spiegel Online gelesen.

Und da schreibt Frau Berg, wie die Medien ein Thema totreiten, solange es aktuell ist. Jeder muss etwas zum aktuellen Thema schreiben. Jeder will etwas zu diesem aktuellen Thema lesen. Durch diese Übersättigung kommt es, dass uns Lesern selbst die wichtigsten Themen innerhalb kürzester Zeit zum Hals raushängen.

Aber zum Nachdenken brachte mich nicht diese eigentlich offensichtliche Erkenntnis, die mir aber bisher in der Klarheit verwehrt blieb. Frau Sibylle hat zwei interessante Fragen gestellt:

Wie geht es der regierungskritischen Punkband Pussy Riot eigentlich gerade? Oder den Japanern im Tsunami-Gebiet?

Nach einem kurzen Schulterzucken habe ich dann immerhin mal die Wikipedia bemüht. Das sind ja zwei interessante Fragen. Zu Pussy Riot wusste Wikipedia, dass die drei Angeklagten am 17. August 2012 zu je zwei Jahren Straflager veruteilt wurden. So weit, so gut. Das hatte ich auch in etwa im Gedächtnis. Im Rahmen der Berufungsverhandlung wurde die Strafe für eine der drei in eine Bewährungsstrafe umgewandelt. Die anderen beiden sind stand heute noch für ein weiteres halbes Jahr im Straflager (die Untersuchungshaft wurde angerechnet). Sie haben im Februar diesen Jahres beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte eine Klage gegen Russland eingereicht.

Und in diesem Artikel steht noch viel mehr. Auch die für die Betroffenen in dem Gebiet Japans, das vom Tsunami (und dem Erdbeben) heimgesucht wurde, hat sich in den vergangenen 2½ vieles getan.

Beide Ereignisse, sowohl der Prozess um Pussy Riot als auch die Katastrophe in Japan haben mich sehr bewegt. Aufgrund persönlicher Beziehungen nach Japan weiss ich ein bisschen mehr über das, was dort in der Zwischenzeit geschehen ist. Wäre der Artikel von Frau Berg nicht gewesen, wäre Pussy Riot ein Ereignis ohne Geschichte geblieben: Da ist mal was passiert und dann war nichts mehr.

Und jetzt kommt die Erkenntnis, die mich bei all dem überfallen hat: Wäre es nicht stark, ein Portal, eine Seite oder sogar eine Zeitung (mit Papier und so zum Fische einwickeln) zu haben, in der uns echte Journalisten über «old news» berichten? Wie wäre es, täglich / wöchentlich / monatlich in die Vergangenheit zu blicken und zu sagen «Das hat uns vor einem Jahr bewegt. Was ist eigentlich daraus geworden?». Mich würde das jedenfalls sehr viel mehr interessieren als der 350ste Artikel dazu, dass Merkel mit vielen Worten nichts zum Thema PRISM sagt – obwohl Letzteres wichtig, aktuell und eine riesige Sauerei ist.

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