iA


Château de Pray, Amboise, Loire

by bob. Lesezeit: about 5 minutes.

Sonnenuntergang mit Weisswein auf der Terrasse des Château de PrayIch sitze auf der Terrasse eines Château an der Loire und habe das dringende Bedürfnis, endlich mal wieder was zu schreiben.

Aber fangen wir am Anfang an. Wie bin ich hier gelandet? Gestern hatte ich einen Termin bei Datacard France in der rue Léonard de Vinci (das wird gleich wichtig) in Orléans. Und da dachte ich mir, wenn ich schon mal in der Gegend bin, kann ich ja noch die paar Kilometer nach Serville (ca. 40 km von Paris) fahren, um Phil Waknell (@philpresents) von Ideas on Stage zu besuchen.

Während eines wundervollen Abends und dem ersten Barbecue des Jahres mit Phil, Nadège und ihren Jungs fragte ich dann, ob sie mir etwas empfehlen können, wo ich drei ruhige Tage verbringen kann um nachzudenken und Inspiration zu finden. Da haben die beiden mir sofort Amboise empfohlen. Wenn ich schon an der Loire bin, könnte ich ja noch die paar Kilometer nach Westen fahren. Der Ort wäre wunderschön und immerhin hat Leonardo da Vinci dort die letzten drei Jahre seines Lebens verbracht.

Und jetzt kommt die Adresse von Datacard wieder ins Spiel: Obwohl ich generell eher nicht an «Zeichen» glaube, nahm ich das doch als willkommene Hilfe bei der Entscheidungsfindung. Also habe ich die App von HRS (www.hrs.de) gestartet, um nach einem Hotel zu suchen. Phil und Nadège haben das Novotel empfohlen, aber HRS zeigte mir ein Bild eines Schlösschens und ich musste einfach die drei Nächte im Château de Pray (http://www.chateaudepray.fr) buchen.

Terrasse des Château de PrayDas habe ich keine Sekunde bereut. Das Schloss ist romantisch, edel, ruhig und das Personal ist freundlich, zuvorkommend und dennoch zurückhaltend – geradezu perfekt für einen möchtegern-Autor wie mich. Es gibt gratis-WLAN, das erstens ohne Nachfrage meinerseits sofort angeboten wurde und zweitens funktioniert. Beides ist leider nicht unbedingt selbstverständlich.

Obwohl ich bei der Ankunft etwas ängstlich das Alter des Gebäudes abschätzte (die Türme sind aus dem 13. Jahrhundert), war dann alles sehr schön, die Zimmer liebevoll eingerichtet und sauber, das Bad geschmackvoll modern. Aus dem Zimmer sehe ich auf der einen Seite den Innenhof der Schlossanlage und auf der anderen Seite die gepflegte Terrasse (eher ein kleiner Park) mit Blick auf die Loire und viel grün.

Im Schloss ist auch noch das Restaurant des Hotels mit einem Michelin-Stern. Dort bekommt man – ausser Samstags – auch ohne langfristige Anmeldung einen Tisch. Was mir fast noch wichtiger ist als die unproblematische Buchung des Tischs: Das Essen ist ausgezeichnet und die Weinkarte ein Traum. Insbesondere die Auswahl an Weissweinen von der Loire (überwiegend aus Montlouis) hat es mir angetan.

Im Restaurant und dem kleinen Salon läuft angenehm jazzige «Easy Listening– Musik, die dem Wanderhotelier sicher gefallen würde. Wenn man jedoch mehrere Stunden und Tage dort verbringt, wünscht man sich eine etwas längere Playlist.

Amboise mit Schloss vom Ufer der LoireIch hätte also problemlos von Donnerstag bis Sonntag im Hotel bleiben können – essen, trinken und schreiben. Aber viel gutes Essen verlangt nach Bewegung. Ausserdem bin ich ja wegen Leonardo da Vinci hergekommen. Also mache ich mich auf den Weg nach Amboise zum Clos Lucé, wo Leonardo seine letzten Jahre verbrachte.

Amboise ist ein pittoreskes kleines Städtchen mit einer riesigen königlichen Schlossanlage auf und im Berg (Hügel). Einige Häuser (und Weinkeller) sind ebenso wie die Burg an und in den Hang gebaut –Chateau Amboiseauch Privatwohnungen, was ich mir spannend vorstelle. Das Schloss lässt sich für 10 € besichtigen und bietet neben der hübsch angelegten Aussenanlage auch einen Einblick in das Leben und Wohnen der französischen Könige. Man muss sagen, dass das Leben als König wohl gar nicht so schlecht war – solange man nicht den Kor verliert.

Am Schlossplatz unterhalb des Schlosses gibt es im Tabak eine kleine aber gut gelagerte Auswahl an Zigarren; ebenfalls keine Selbstverständlichkeit. Ich weiss das zu schätzen und habe die eine oder andere geraucht.Aufgang zum Château AmboiseEinige Meter weiter (immer noch am Schlossplatz) kann man bei Chez Bruno entweder in der Bar Weine degustieren oder im Bistro richtig gut essen. Ich war zweimal dort und beide Male begeistert. Nebenbei hängen über den Tischen Schwarzweiss-Szenenfotos aus alten französischen Filmen. Louis de Funes hat mir also über sein Rotweinglas lächelnd beim Essen zugeschaut. Der Stil gefällt mir.

Auf Empfehlung von Phil war ich dann noch bei Claude Moine (200 Coteau de Monaville, Noizay, ca. 12 km von Amboise). Monsieur Mohne ist ein feiner älterer Herr, der feine ältere Weissweine verkauft. Ich habe eine Flasche aus dem Jahr 1954, dem Geburtsjahr meiner Mutter, mitgenommen.

Das Clos Lucé vom Park aus gesehenAber eigentlich hat mich doch Leonardo da Vinci mit dem Clos Lucé nach Amboise gelockt. Ich war gradezu überwältigt: Das Haus und der Park werden jetzt – vor Saisonstart – umgebaut, so dass nicht alles zu sehen war. Dennoch hat sich der Eintritt (12 €) gelohnt.

Im Haus und im Park stehen viele kleine und grosse Modelle der Entwürfe Leonardos. So bekommt man einen eindrucksvollen Einblick in die Breite seines Schaffens und dessen visionärer Qualität. Einige (wie eine Variante der Archimedischen Schraube) kann man im Park sogar ausprobieren. Tretboote im Park des Clos LucéUnd der kleine Junge in mir möchte Anmerken: Frühe Tretbootdesigns! Und der etwas grössere Junge möchte Anmerken, dass er von einem netten älteren Herrn (also vermutlich sehr wenige Jahre älter als ich) zu einem Espresso eingeladen wurde, einfach so. Und er sah ein bisschen wie Prinz Charles aus.

Abschliessend kann ich Amboise, das Clos Lucé und insbesondere das Hotel Château de Pray jedem nur empfehlen, der ein bisschen Ruhe, Entspannung und Inspiration sucht.

Teich im Park des Clos Lucé in (künstlichem) NebelIch habe nur einen Bruchteil dessen gesehen, was die Region zu bieten hat. Deswegen werde ich sicher wiederkommen und durch den Garten des Clos Lucé spazieren um im Geiste bei Leonardo da Vinci zu sein.

P.S.: Auch für die Familie dürfte das Château de Pray interessant sein, da es einerseits auch Familienzimmer bietet und ein Schloss irgendwie auch Abenteuer für die Kids ist. Zumindest die Jungs und Mädels, die ich dort gesehen habe (zwischen sechs und 15) waren offensichtlich begeistert.

Keine Kommentare zu ‘Château de Pray, Amboise, Loire’

Schreiben Sie eine Antwort