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Birchermüesli in der Louis Vuitton Handtasche

by bob. Lesezeit: about 2 minutes.

Ich habe diese Woche gleich zweimal massive Kritik an «gewinnorientierten» Hotelmanagern geübt – einmal wegen der Minibar und einmal wegen WLAN. Und heute habe ich mich an diverse verstörende Erlebnisse mit Hotelgästen erinnert (und an Gespräche mit Thomas Frei, dem Wanderhotelier vom Bernerhof in Gstaad).

Zum Beispiel habe ich mal eine Dame in einem fünf-Sterne Hotel gesehen, die nach dem ausgiebigen Frühstück noch ein paar Hände voll (!) Nutella- und Marmeladen-Portionen, Brötchen, Früchte und gekochte Eier (!) in die Handtasche gepackt hat. Die Übernachtung und das Essen in dem Hotel sind sehr teuer und das selbe gilt für Kleidung und Handtasche der Dame. Durch akute Not schien das also nicht begründet zu sein. Die Handtasche war übrigens grösser als mein Reisekoffer für vier Tage.

Die meisten Hoteliers stört es nicht, wenn man sich morgens noch ein Sandwich für den Tag macht – insbesondere wenn man nichts oder fast nichts gefrühstückt hat. Wenn ich das Bedürfnis hätte, würde ich jedoch zumindest vorher fragen. Aber für einige Leute scheint das wie ein Zwang zu sein: Da ist etwas, das keinen Preis dran hat. Davon nehme ich so viel wie möglich.

Das selbe gibt’s beim Kaffee: Schnell noch die zehn Zucker und Süssstofftütchen vom Tisch in die Handtasche packen – die sind ja im Preis drin und Zuhause hab ich ja nix. Thomas hat mir erzählt, dass mal eine Dame bei der Abreise noch eben ein ganzes Brot eingepackt hat. Was will man da als Hotelier sagen?

(Als kleine Randnotiz: Bei Thomas haben sie nur grosse, wirklich grosse Brote am Buffet. Die würden für eine Familie für einige Tage reichen.)

Ist den Leuten eigentlich klar, dass sie das im Endeffekt selber zahlen? Und nicht nur sie selber – alle Gäste! Also auch ich. Mein Frühstück, meine Übernachtung wird teurer, weil sich die Dame mit der teuren Garderobe noch schnell zwei Hände voll gratis-Nutella einpacken muss.

Ach ja, die Handtasche: Ich habe den Traum, eines Tages mit (m)einer Frau und deren Louis Vuitton (gerne auch andere teure Marke) ans Buffet in Gstaad zu gehen und die Tasche mit Birchermüesli zu füllen. Wenn wir dann beim Tennisturnier auf der Tribüne sitzen, werde ich einen Löffel rausholen und genüsslich das Müesli aus der Tasche löffeln. Das wäre konsequent!

P.S.: Wenn ich den Traum eines Tages realisiere, werde ich das Birchermüesli natürlich bezahlen – was weniger konsequent wäre.

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